Nr. 59 / März 2010
 

Wollersheimer Geschichte 1910
Aus den "Schätzen" des Geschichtsvereins-Archivs

Ereignisse von vor 100 Jahren
Zitate, zusammengestellt von M.Wynants


Das Neffelbachtal wurde 1910 an die Stromversorgung der Urfttalsperre angeschlossen. Dadurch konnte für die Rentmühle ein Elektromotor als Hilfsaggregat eingebaut werden. Diese Maßnahme wurde erforderlich, weil durch die immer mehr fortschreitende Technisierung und Modernisierung, z.B. Reinigungsmaschinen, die man früher hier nicht kannte, immer mehr Kraft zum Betrieb der Mühle gebraucht wurde, die der Neffelbach als alleiniger Kraftspender nicht aufbringen konnte. Außerdem war der Betrieb nun unabhängiger vom Wasserstand des Baches.

Die Schmiede Franz Wolf wurde eröffnet.

Am 26. Dezember 1910 wurde ein neues Missionskreuz errichtet, das anfangs in der Kirche belassen, später an einer geschützten Stelle außerhalb der Kirche angebracht wurde. Der Pfarrer schenkte bei Gelegenheit der Mission der Kirche ein neues Ciborium (liturgisches Gefäß), bezahlt mit 165 Mark.

Original-Dokument aus dem Jahr 1910: (wer kann diese Schrift noch lesen ?)


Königliches Amtsgericht, Gemünd am 29.Dezember 1910 ….

Die Ihnen hiermit zurückgereichten Steuerzettel sind nicht geeignet
Ihr Eigentum an den Parzellen der Gemeinde Vlatten:
Flur 1 No. 138, Holzung, in den Vlatten,
’’     4 ’’    463/283, Weide, Walbig darzutun.
Wie nunmehr festgestellt worden ist, betreffen die Steuerzettel die früher
am Namen von Michael Goepen eingetragene Parzelle
Flur 3 No. 250 (jetzige Eigentümer Eheleute Michel Nideggen
und Margaretha geborene Corneli zu Heimbach)

Abgesehen davon, daß der Gemeindevorsteher von Vlatten keine Auskunft darüber geben kann, wer sich im Eigentumsbesitze
der von Ihnen beanspruchten Grundstücke befindet, verweigern die nachbezeichneten Abkömmlinge von Damian Goepen die Zustim-
mung zu Ihrer Eintragung im Grundbuche und zwar:
1. Reinold Gossen, Sattler, Düsseldorf, Korneliusstrasse 74.
2. Josef Gossen, Motorbootbesitzer zu Düsseldorf, Schlossufer No. 10,
3. Ehefrau Tagelöhner Heinrich Rogmann Katharina geb. Giesen zu Cöln, Karthhäuserwall 21.

Sie wollen sich mit diesen ins Einvernehmen setzen und dieselben dazu bewegen, die nach dem Gesetze erforderliche Zustimmung nachträglich zu geben. Über den Erfolg Ihrer Bemühungen wollen Sie binnen spätestens 2 Monaten hierher berichten.
                        Auf Anordnung:
                                    Kasper
                        Landgerichtskomtur.
          
An
den Ackerer Herrn Wilhelm Mattes
                    zu
                         Wollersheim



Auch der hohe Kirchturm musste durch eine teure Blitzableiteranlage gesichert werden. Bis zur endgültigen Installation dieser Anlage dauerte es dann noch bis 1910.

Der Kirchenvorstand beschließt am 11.12.1910 unter Punkt III: Die Anschaffung einer Turmuhr wurde auf bessere Zeiten verschoben. (Erst 3 Jahre später konnte die Uhr dann bestellt werden)

Im September 1910 zählt die freiwillige Feuerwehr von Wollersheim 23 Mitglieder. In diesem Jahr wurde der 1. Feuerwehrspielmannszug durch Michael Matthes, Johann Düster, Wilhelm Reuter und Matthias Dohmen ins Leben gerufen.

Im Jahre 1910 am 14. September (Kreuzerhöhung) ließ Pfarrer Schulte das Titelbild der Kirche aufhängen. Es ist ein Ölgemälde (Titel Kreuzauffindung), sehr künstlerisch und erbauend, von dem Kunstmaler M.Emonds-Alt in Aachen. Pfarrer Schulte bezahlte das Bild aus seinem Vermögen mit 1005 Mark incl. Rahmen.

Am 5. Januar 1910 wurde die Einrichtung und der Betrieb der Bahn-Strecke von Zülpich über Füssenich und Juntersdorf nach Embken gestattet. Die von der Dürener Kreisbahn verlegten Schienen enden in Embken an der Landstraße nach Wollersheim. Damit hat Wollersheim für den Personen- und Güterverkehr in unmittelbarer Nähe einen direkten Zugang zum Eisenbahnverkehr. Bisher war der nächste Bahnhof in Zülpich.

Vom 18. bis 26.12.1910 wird eine Heilige Mission in Wollersheim abgehalten von den hochw. Vätern des Kapuziner-Ordens.

1909/1910 gastierte auf einer Wiesenfläche (heute Hofgebäude Joh. Merzenich, erbaut 1911) ein Zirkus. Bei der für die damalige Zeit etwas ungewöhnlichen Veranstaltung für ein Dorf rang der Metzgergeselle Max (tätig bei der Metzgerei Kamp) (Jude) mit dem Tanzbären des Zirkusses.

Respektvolle Würdigungen aus den Totenzetteln 1910:

         Theodor Geuenich, gestorben 9.9.1910:
... Als nüchterner, rechtschaffener, aufrichtiger Mann war er von allen geschätzt; seine religiöse Pflicht erfüllte er pünktlich; der Rosenkranz war sein beständiger Begleiter ...

          Frau Johann Henn, gestorben 22.5.1910
... Eine treue, kluge Frau und Beraterin war sie ihrem Manne, eine herzensgute Mutter ihren Kindern, eine emsige Wirtschafterin in ihrem Geschäfte und ihrem Hauswesen . ...

         Witwe Peter Harscheidt, gestorben 21. Mai 1910
... Nach dem Tode ihres Mannes lebte sie in unbescholtenem Witwenstande einzig bedacht auf das Wohl ihrer Kinder , und wie sie das Haus der Ewigkeit gut besorgte ...

         Catharina Peetz, gestorben 2.4.1910
... Ihrem Manne war sie stets eine getreue Hausfrau, ihren Kindern eine besorgte Mutter. In den Jahren ihrer Witwenschaft war sie durch körperliche Leiden zwar gehindert, sich mit den Arbeiten des Hauswesens zu beschäftigen, aber desto mehr war sie darauf bedacht, durch liebevolle Sorge und Gebet für die ihrigen, durch Mildtätigkeit für ihren nächsten, durch häufigen Empfang der hl. Sakramente Gott dem Herrn zu dienen ...

         Werner Dohmen, gestorben am 14.3.1910
... Er war nämlich ein aufrichtig christlich gesinnter Mann, ein treuer Gatte, ein für seine Kinder wacker besorgter Vater, fleißig, nüchternen, sparsamen Sinnes, rechtschaffen, friedfertig voll Achtung gegen weltliche und geistliche Vorgesetzte ...



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