Das
Verhältnis
der Dorfnachbarn war früher, genau wie es heute
manchmal vorkommen soll, nicht immer ungetrübt.
Einen Streitpunkt stellte ehemals häufig das
"Soodschrubben" dar.
Vor
dem
Bau einer Kanalisation führte früher vor den
Häusern eine Gosse, ein Rinnstein, in Mundart
Sood genannt, vorbei. Diese Gosse nahm die
Abwässer und das Regenwasser auf und führte
alles in den Dorfbach ab. Manche Familien
konnten so zeigen, was es zum Mittagessen gab
oder was gegessen worden war. Der Rinnstein
wehrte sich auch nicht gegen "Saft" aus
Viehställen und Misthaufen – obwohl das
natürlich nicht erlaubt war.
Nach
ungeschriebenem
Gesetz musste samstags die Gosse gekehrt werden.
Und damit begann das Problem. Bei jeder
Wasserrinne gibt es ein Oben und ein Unten. Das
bedeutet, dass immer hinunter geschrubbt werden
muss. Eigentlich hätte der mit der Arbeit
anfangen müssen, der oben wohnte, und dann der
Reihe nach bis zum Letzten. Aber so
funktionierte das nicht immer. Manchmal hatte
jemand seine Gosse mit viel Wasser geschrubbt,
dann kam von oben ein Guss mit Dreck. Die
Reaktion ist gut vorstellbar.
Aus
dem
"Hardenberg" der 1930er Jahre wurde uns ein
ähnlicher Vorgang erzählt.
Mangels Gefälle blieb vor einem
Haus das Wasser mit dem Dreck stehen, wenn der
Nachbar vor seinem Grundstück reinigte. Der
Benachteiligte sann auf Rache und versperrte
die Gosse an der Grundstückgrenze mit einem
dicken Stein. Er hoffte, dass der Nachbar in
den Abendstunden den Stein entfernen würde und
wollte ihn dann mit einem Jaucheguss
beglücken. In der Dämmerung erwischte er
jedoch den Falschen, und zwar den Freier, der
zur Tochter des Nachbarn wollte.
Frau Luise Harth (+ 30.07.2003)
hatte ein damals entstandenes Gedicht wie
folgt in Erinnerung:
Braunes Bächlein, schwarze
Brühe
Läufst Du spät und in der
Frühe.
Nahm den Grog aus Stall und
Kammer
Für den Freiersmann mit vielem
Jammer.
Zu des Abend später Stunde
Nahm er das Hindernis aus
seinem Lauf,
doch von oben strömt es
schneller,
trifft das Haupt des armen
Wicht
von dem nicht erkannten
Lieferanten.
Nachbars Krummbein und die
Tante
Sehen mit Vergnügen zu, wie er
ausreißt.
Ohne Pause eilt er dann ganz
schnell nach Hause,
um die Schmiere abzuwischen
und mit Klarem zu erfrischen.
Denkt noch oft an jenen Tag,
wie
es war ein herber Schlag.
Der Geschichtsverein bittet um Ihre
Unterstützung:
In früherer Zeit wurden
offensichtlich viele Dorfereignisse oder
lustige Begebenheiten in Gedichtform
festgehalten.
Der Geschichtsverein ist daran sehr
interessiert. Bitte überlassen Sie uns Ihre
Aufzeichnungen. Sofern die Gedichte nicht in
schriftlicher Form vorliegen, können Sie uns
diese persönlich oder telefonisch vortragen.
Die Niederschrift nehmen wir gerne vor. Danke.