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1814 - 1899
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1814
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Mit
Beginn des Jahres
überschreitet Napoleon nochmals den Rhein.
Schon am 13. Januar drängen die verbündeten Heere die Franzosen bei
Düsseldorf und am 14. Januar
auch bei Köln über den Rhein zurück. Vierzehn Tage lang kämpfen die
Franzosen mit aller Hartnäckigkeit. Trotz verzweifelten Ringens muß die
französische Besatzung allmählich abziehen; mit ihnen reisen auch alle
französischen Beamten ab.
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Der
aus Wollersheim
gebürtige
Ackersmann Winand Heuser beschreibt die Zeit nach den Franzosen auf
seinem Hof in Ollesheim so: ”Den 15ten jänner seynt die ersten Preußen
zu uns gekommen, wie auch die russischen ferken, schweden, sachsen und
naßauinger truppen. Aber, wie behandelten die deutschen Brüder uns, nit
wie freunde, sondern als feinde. Man mußte ihnen alles verschaffen, sie
raubten und plünderten, sie schlugen und mißhandelten uns, wie
feinde...”
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Die
Rheinlande und damit auch die Bürgermeisterei Wollersheim kommen unter
die provisorische Verwaltung der gegen Frankreich Alliierten.
Das »Zentralverwaltungsdepartement« wird geleitet von Freiherrn vom
Stein.
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Die
alliierte Regierung fordert von den Bürgern wieder Einquartierungen,
Spanndienste und Steuern. Die hier wohnenden Männer müssen als
preußische Soldaten gegen Frankreich, beim Landsturm in der Heimat oder
bei der Bürgermiliz Dienst tun.
Für die 1. Companie des 17. Bataillons der Bürgermiliz des Kantons
Froitzheim hat Wollersheim 24 von 116 Mann zu stellen. Wollersheim hat
355 Einwohner.
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1815
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10.
Februar. Die
Rheinprovinz fällt auf dem Wiener Kongreß dem König von Preußen zu.
Der Kanton Froitzheim und somit auch Wollersheim werden der Provinz
Großherzogtum Niederrhein zugeteilt.
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1816
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24.
April. Die Regierung
in Aachen gibt die »einstweilige« Einteilung des neuen
Regierungsbezirks Aachen bekannt. Aus den bisherigen Kantonen Düren und
Froitzheim sowie aus einer Anzahl von Gemeinden des Kantons Eschweiler
wird der Kreis Düren gebildet.
Das Bürgermeisteramt Wollersheim untersteht jetzt dem Kreis Düren.
Bürgermeister ist seit 1813 Heinrich Neihsen.
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Die
preußische Verwaltung
übernimmt den Kreis Düren. Der Kreis ist im großen und ganzen »ziemlich
wohlhabend« und bevölkert mit 37.180 Einwohnern, wovon acht Neuntel
auf
dem »platten« Lande leben.
Erster Landrat wird der ehemalige Unterpräfekt Gerhard Freiherr von
Lommessem.
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Das
Jahr geht als Not- und
Hungerjahr in die Geschichte ein.
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Originalabrechnung
der Mühle Reuter über die Abgabe der Mühle an den Pastor von 1817. (s.
Gerechtsame 1699)
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1818
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49
Männer aus Wollersheim
werden in der Rekrutierungsliste für die Bürgermiliz erfaßt.
Auch in den vergangenen Jahren sind entsprechende Listen erstellt
worden.
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1819
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15.
Januar. Durch
Blitzschlag wird der Kirchturm eingeäschert.
Der (hohe?) Helm des Turmes hat bei seinem Sturz die südwestliche Ecke
des Mauerwerks bis zu den unteren stärkeren Mauern mit herabgerissen.
Der Kirchturm steht jetzt als Ruine da. Die Glocken sind zerstört.
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Rekonstruierte
Ansicht der alten Kirche nach dem Brand. (4/84 Henn)
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17.
Mai. Der Weisung
höheren Orts zufolge kommen aus dem Kanton Gemünd 17 Thaler und 56
Stüber aus Kollektengeldern zu Wiedererstellung des eingeäscherten
Kirchturms zusammen.
Aus dem Kanton Düren werden 57 Thaler und 47 Stüber überwiesen.
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24.
November. die durch
Brand zerstörten Glocken werden neu gegossen.
Der zur Umschmelzung erforderliche Kostenbetrag von 581 Thalern, 18
Silbergroschen, 9 Pfennigen wird »theils durch freiwilligen Beitrag und
theils durch Collecten-Gelder gedeckt«.
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Die
neu gegossenen Glocken
werden auf einem Gerüst hinter dem zerstörten Kirchturm aufgehängt.
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1825
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24.
März. Durch die
päpstliche Bulle »De salute animarum« und im Einvernehmen mit der
preußischen Regierung wird das Bistum Aachen formell aufgelöst und die
Erzdiözese Köln wieder neu errichtet. Wollersheim gehört wieder zu Köln.
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1826
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11.
März. Auf Anweisung
der Königlichen Regierung, Abt. des Inneren, haben alle Pfarreien der
königlichen Rheinprovinzen – so auch Wollersheim – ein »Lagerbuch« über
das Vermögen und die Gerechtsame der katholischen Kirche anzufertigen.
Das Lagerbuch ist in zweifacher Ausfertigung zu führen. Ein Exemplar
wird im Pfarrhaus, das andere im »landräthlischen Amte« aufbewahrt.
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In
diesem Lagerbuch
beschreibt Pfarrer Johannes Antonius Pingen das Pfarrhaus wie folgt:
„Das Pfarrhaus liegt beinahe am Ende des Dorfes auf der Straße, welche
nach Bürvenich führt und ist begrenzt von Peter Sistig und Franz
Münchhalfen.“
Für die Richtigkeit des Lagerbuchs unterzeichnen:
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Johannes Antonius
Pingen, Pfarrer,
Veitten, Hey, Jacobs, Sistig, Heinen.
(Kirchenvorstände)
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Deckblatt
Lagerbuch
Katholische Gemeinde Wollersheim 1826
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Als die Linie der Familie
von Merode mit dem Tode von Regina Petronella
von Merode, Dechantin zu St. Quirin in Neuß, erlischt, fällt Burg
Gödersheim an die Familie Graef in Düsseldorf.
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29.
November. Lehrer
Heinrich Maubach besteht die am 5. und 6. Juni abgehaltene Prüfung in
Religion, Sittenlehre und heilige Geschichte.
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1827
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24.
Februar. Erzbischof
von Spiegel nimmt eine Neueinteilung der Dekanate der Erzdiözese Köln
vor.
Mit Bürvenich, Embken, Juntersdorf, Füssenich und Pissenheim kommt
Wollersheim zum Dekanat Nideggen.
Durch die vom Erzbischof selbst vorgenommene Wahl und Ernennung wird
der Pfarrer von Nideggen, Peter Josef Horst, erster Dechant.
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5.
September. Der
Schul-Inspektor, Pfarrer Kops aus Langerwehe, bescheinigt dem Lehrer
H. Maubach, daß er seit 1817 den hiesigen Lehrkursus besucht hat.
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1828
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Der
Durch Blitzschlag und
Brand 1819 zerstörte Kirchturm wird wiederhergestellt und mit einem
stumpfen, aber durchaus gefälligen, Dach versehen.
Der provisorische Glockenstuhl, der sich seit neun Jahren hinter der
Kirche befindet, kann abgebaut werden.
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1829
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6.
April. Pfarrer Johann
Anton Pingen, 76 Jahre alt, ist durch Alter und Krankheit ganz unfähig
geworden, die Pflichten des Pfarramtes zu erfüllen. Noch im gleichen
Jahr übernimmt Andreas Rütgers die Pfarre.
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1830
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Am 3.
ApriI entschläft,
nachmittags um 2 Uhr, Pfarrer Andreas Rütgers an den Folgen einer
»Abnehmungskrankheit« im Alter von 32 Jahren. Er stirbt in Aachen, wo
er 1825 zum Priester geweiht worden war. Nachfolger von Pfarrer Rütgers
wird Martin Deden (32 Jahre).
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1833
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2.
August. In seinem
Reisebericht zur Lokal »Polizei« Revision stellt Regierungsrat Krüger
fest, daß in Wollersheim die Schule in einem ganz einfachen
Gebäudegehalten wurde, welches aber beim letzten Brand verwüstet ist,
so daß jetzt gar keine Schule gehalten wird. (Anmerkung: Die
Lage der damaligen Schule ist nicht bekannt.)
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13.
August. Nach einem
Bericht des Schulinspektors hat die Gemeinde Wollersheim kein eigenes
Schulhaus und auch nicht die Mittel, einen tüchtigen Lehrer angemessen
zu besolden.
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1834
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30.
Mai. Seit dem Brand
des Schulhauses unterrichtet Lehrer Maubach in seinem eigenen Haus. Am
Tag der Schulrevision sind von 76 schulpflichtigen Kindern 26 zugegen.
Wegen fehlender Geldmittel und eines Bauplatzes ist das Schulhaus noch
nicht wieder aufgebaut.
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1838
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9.
Juli wegen eines immer
noch fehlenden Grundstückes wird vorgeschlagen, den Schulneubau auf
dem Kirchhof zu errichten.
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1839 |
29.
März. Der Gemeinderat
und der Schulvorstand von Wollersheim bilden
für den Neubau des Schulhauses ein »Baukomite«. Die Regierung hat mit
Verfügung vom 26. Februar den Schulneubau angeordnet. Mit einem
Teilbetrag von 600 Thalern soll der Bau begonnen und 1840 vollendet
werden.
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1840
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12.
April, Palmsonntag,
stirbt »vom Schlage berührt, nachdem der Selige soeben die
Leidenspredigt mit den Worten: „Es ist vollbracht.“ geschlossen hatte«,
Pfarrer Martin Deden im Alter von 42 Jahren.
Er war 10 Jahre Pfarrer in Wollersheim. Sein Nachfolger wird Jakob
Keuven.
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1841
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In
der Nähe der
Gödersheimer Burg, am linken Gehänge des Neffelbaches, werden eine
große Anzahl Votivsteine gefunden. Acht davon sind den Veteranehischen
Matronen geweiht, einer den Campanehischen und einer der Göttin
Sunuscalla.
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28.
Oktober. Lehrer
Ferdinand Rabbertz, in Ginnik tätig, wird an die katholische
Elementarschule zu Wollersheim berufen.
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Lehrer
Rabbertz mit Gattin um 1860
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18.
Dezember. Der
Schulneubau geht seiner Vollendung entgegen.
(Anmerkung: wahrscheinlich heutiges Haus Zamzow.)
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1844
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8.
Januar. Der Vlattener
Pastor schreibt als Begründung für eine 2. Sonntagsmesse an das
Generalvikariat nach Köln, daß die Kirchen in Hergarten und Wollersheim
durch den Zulauf der Fremden so überfüllt seien, dass die meisten
auswärtigen Besucher öfters in Nässe, Kälte und Sonnenhitze vor der
Kirchtüre stehen müßten.
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1848
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Das
Jahr, das die
politischen Verhältnisse in fast ganz Europa verschiebt, schlägt sich
in den alten Akten vieler Eifeldörfer nieder.
Als Erinnerung an die »Freudentage« pflanzt man auf dem Griesberg
zwischen Kommern und Mechernich ein Bäumchen, das als Kommerner
»Lindenbäumchen« in die Geschichte eingegangen ist.
(Anmerkung: Möglicherweise hat die Pflanzung unseres Lindenbaumes am
Dorfausgang nach Embken mit diesem Datum zu tun. Gepflanzt hat die
Linde angeblich Heribert Cramer (geb. 1792).)
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15.
Mai. Der auf seinen
Wunsch hin nach Wollersheim versetzte Pfarrer von Fliesteden bei
Bergheim, Wilhelm Wirtz, übernimmt als 39jähriger die Pfarre
Wollersheim.
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Pfarrer
Wilhelm Wirtz
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1857
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3.
Januar. Der 32jährige
Johann Adolph Kilian Herhahn wird als neuer Bürgermeister eingeführt.
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Auf
dem Pützberg, westlich
von Wollersheim, werden mehrere fränkische Gräber aufgedeckt, die meist
aus gespaltenen Votivsteinen der Matronae Veteranehae hergestellt
waren; andere Steine sind mit Reliefs von Füllhörnern, Vögeln,
Früchten usw. verziert.
(Anmerkung: Die Steine befinden sich jetzt im Landesmuseum Bonn.)
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1864
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Die
Staatsbahnstrecke
Düren-Euskirchen wird fertiggestellt.
Der für Wollersheim nächstliegende Bahnhof Zülpich nimmt seinen Betrieb
auf.
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Heimbach
erhält endlich
eine Chaussee durch Einbeziehung ins Wegenetz der Provinz. Die Straße
Embken-Simmerath über Vlatten, Heimbach, Hasenfeld und Schmidt wird
gebaut.
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Eine
tägliche
Postwagenverbindung mit Zülpich tritt ins Leben.
Die Postkutsche verbindet die Orte Zülpich, Füssenich, Embken,
Wollersheim, Heimbach.
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1865
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Mit
dem Bau der Landstraße
nach Nideggen wird begonnen.
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Die
von der Familie Graef
erworbene Burg Gödersheim wird noch von Mitgliedern der Familie Meiss
bewohnt.
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10.
Juli. Die Gemeinde
plant der Bau eines zweiten Schulhauses. Wegen der Erwerbung eines von
mehreren Grundstücken wird mit den Erben Kaiser und den Eheleuten
Vohsen verhandelt.
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Bau
der Landstraße
Wollersheim-Zülpich.
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1866
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Planung
und Bau der Straße
Wollersheim-Embken-Düren beginnen.
Das Straßenprojekt ist am Lieberg mit großen Schwierigkeiten verbunden.
So muß der »Durchbruch « aus dem Fels gesprengt und eine Serpentine
angelegt werden.
Auf dem Lieberg hatten die Franken früher eine Begräbnisstätte. Beim
Bau der Straße werden vier Gräber mit Überresten von Kriegern, Waffen
und Tongefäßen freigelegt. Eingefaßt waren die Gräber mit behauenen
roten Sandsteinen.
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1867
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10.
Oktober. Der Bau des
zweiten Schulhauses ist soweit fortgeschritten, daß im nächsten Jahr
die Vollendung zu erwarten ist.
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31.
Oktober. Die Zahl der
schulpflichtigen Knaben (54) und Mädchen (60) beträgt 114. Die
Einstellung einer zweiten Lehrkraft wird für eine neu einzurichtende
Mädchenschule dringend empfohlen.
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In
seinem
Visitationsprotokoll vom 13. Dezember vermerkt der Landdechant
Kreutzwald: »Die Pfarrkirche zu Wollersheim ist in einem sehr
schlechten Zustande; die Kirche (Pfarrgemeinde) hat bald zum Neubau
derselben ein Vermächtnis von circa 2400 Thalern zu erwarten«.
Das von Jacob Courth gestiftete Heiligenhäuschen wird von seiner
Familie auf der Wollersheimer Heide errichtet. (Anmerkung: Standort
B265, Wegabzweigung nach Eppenich.)
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24.
Dezember. Die
General-Staats-Kasse erhält Anweisung 1500 Thaler als Gnadengeschenk
für den Bau eines zweiten katholischen Schulgehöfts in Wollersheim zu
überweisen. |
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1868
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Am 24. April begründet
Bürgermeister Herhahn in einem Brief an das Königliche Landrathsamt
zu
Düren, den ungenehmigten Ankauf einer Baustelle für die neue Kirche:
»Die hiesige Kirche ist schon früher durch den Baumeister untersucht
und als des Neubaus bedürftig anerkannt worden.
Da der Bau einer neuen Schule jedoch ein noch dringenderes Bedürfnis
war, so wurde diesem der Vorrang gegeben und der Kirchenbau mußte
einstweilen zurücktreten. Nichts desto weniger mußte die Gemeinde
aber den Kirchenbau im Auge behalten, um sobald die Verhältnisse es
gestatten, dazu überzugehen. Die erste Notwendigkeit für den Kirchenbau
ist der Ankauf einer geeigneten Baustelle, da die Stelle, wo die
jetzige Kirche gebaut ist, eine ungeeignete ist. Hierzu hat sich in
Folge Parzellierung des hiesigen Fronhofs eine recht günstige
Gelegenheit geboten, indem die Gemeinde in der Lage war, die zu dem
vorgedachten Gute gehörige in der Mitte des Dorfes gelegene Baumwiese
zu dem für
eine solche Baustelle sehr billigen Betrag von 500 Thalern anzukaufen.
Für den Bauplatz zum Schulhausbau hat die Gemeinde pro Ruthe fünf
Thaler bezahlen müssen, während der Kirchbauplatz nur circa drei Thaler
fünf Silbergroschen pro Ruthe kostet.
Es war mir nicht möglich, die Genehmigung der königlichen Regierung vor
dem Ankauf einzuholen, weil Verkäufer den in Rede stehenden Bauplatz
anfänglich bei den Gutsgebäulichkeiten lassen resp. mit diesen zusammen
verkaufen wollte. Später ging Verkäufer dazu über, die Umgebung des
Gutes in Baustellen einzutheilen und zum Verkauf auszustellen.
Da nun auf die in Rede stehende Baumwiese auch noch andere Einwohner
(spekulierten?), so mußte ich den Ankauf beschleunigen und
geheimhalten, um nicht in die Lage zu kommen, für den überaus schönen
Bauplatz später das doppelte der jetzigen Ankaufsumme bezahlen zu
müssen.«
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21.
Juli. Bürgermeister Herhahn schreibt an das »Königliche Landrathsamt«
zu Düren, daß der Schulneubau fertiggestellt ist.
(Anmerkung: heutiges Haus Jungbluth.)
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Im
Visitationsbericht des Landdechants von Nideggen werden am 4. November
für die Pfarre drei Schulen angegeben. Zwei zu Wollersheim – eine
Knaben- und eine Mädchenschule – und eine zu Pissenheim. Die drei
Schulen werden erstmals seit Fertigstellung des zweiten Schulgebäudes
erwähnt. Für die Mädchenschule ist eine qualifizierte weltliche
Lehrerin eingestellt worden.
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1869
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13.
Oktober. Der Ackerer
Josef Schmidt stirbt und vermacht der katholischen Pfarrgemeinde sein
ganzes Vermögen, das zum Bau einer neuen Kirche verwendet werden soll.
Das Andenken an ihn und seinen gleichgesinnten Bruder, den
Kirchenpräsidenten und Stifter der Frühmesse,
Johann Heinrich Schmidt, der bereits 1859 gestorben ist, wird in der
Gemeinde erhalten bleiben.
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Grabmal
Johann Heinrich Schmidt, † 22. September 1859, errichtet
von seinem Bruder Josef
(1865)
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1870
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30.
Juni. Fräulein Elise
Achtendung wird provisorisch an die Mädchenschule zu Wollersheim
berufen, an der sie bisher interimistisch unterrichtet hat. Sie hat
gemäß ihrem besonderen Berufsbrief folgende besondere Obligenheiten
zu
erfüllen:
1. Sie muß die Schulkinder an Sonn- und Werktagen beim Gottesdienst
beaufsichtigen.
2. Die Unterrichtszeit ist auf täglich sechs Stunden festgesetzt, mit
Ausnahme der Mittwoche und Samstage, wo nur des
Vormittags drei
Stunden zu unterrichten sind.
3. Der Unterricht dauert des Nachmittags von 1 – 4 Uhr, des Vormittags
hat
derselbe sich, wenn thunlich, an den Gottesdienst
anzuschließen und
ebenfalls drei Stunden zu dauern.
Hierbei wird als Regel festgehalten, daß der Unterricht die Zeit von 8
– 11 Uhr Vormittags umfaßt.
Die Emolumente der Stelle bestehen:
1. in freier Wohnung und einer Garten-Entschädigung von fünf Thalern
jährlich
2. in einem fixen Gehalt von jährlich180 Thalern.
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18 71
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18.Januar.
Mitten im
Deutsch-Französischen Krieg findet im Schloß zu Versailles die
Kaiserproklamation Kaiser Wilhelm I. statt. Im Laufe der nächsten Jahre
entstehen das Handelsgesetzbuch, das Strafgesetzbuch und das
Bürgerliche Gesetzbuch. Als Münzeinheit wird die Mark, als
Maßeinheit werden Meter und Liter eingeführt. Der Kaiser versucht im
»Kulturkampf« vergebens, den Einfluß des Katholizismus zu vermindern.
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1873
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6.August.
Infolge
Amtsniederlegung des bisherigen Bürgermeisters werden die vakant
gewordenen Bürgermeistereien Füssenich und Froitzheim dem Bürgermeister
Adolf Kilian Herhahn zu Wollersheim übertragen.
15. Dezember. In seinem
Jahresbericht über die Visitation der Pfarrkirche zu Wollersheim
berichtet u. a. Dechant Klein:
»Das uralte Kirchengebäude befindet sich nicht in gutem Zustande und
ist für die Pfarrgemeinde zu klein, daher man schon längst beabsichtigt
hat, ein neues, größeres Gotteshaus zu bauen. Infolge einer bedeutenden
Schenkung zu diesem Zwecke wird es hoffentlich recht bald zu einem
Neubau kommen auf einer anderen Stelle, die bereits zu diesem Zwecke
von der Kirche gekauft worden ist«.
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1874
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Am 5.
Januar schreibt das
Generalvikariat Köln an den Nideggener Dechanten, ob es sich nicht
empfehlen dürfte, daß die Anfertigung eines Planes oder vorderhand
wenigstens einer Skizze des Neubaus einer Kirche in Wollersheim einem
im Kirchenbereich erfahrenen und bewährten
Architekten vom Kirchenvorstand in Auftrag gegeben werden könnte. Der
Kirchenvorstand will allerdings das geschenkte Geld »durch rentbare
Anlagen« zunächst zu vermehren suchen.
3. August. An den Schulinspektor, Landdechant Klein in Nideggen,
schreibt der Schulvorstand von Wollersheim, daß er in jeder Hinsicht
mit der Lehrerin Elise Achtendung zufrieden ist. Pfarrer Wirtz glaubt
diesem Zeugnis anmerken zu müssen, daß die Lehrerin übereifrig und in
ihren Anforderungen an die Kinder manchmal etwas zu weit geht. Nach
Ansicht des Pfarrers gehört die Mädchenschule zu Wollersheim zu den
anerkannt besten im Kreise.
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1875
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31.
August. Die Lehrerin
Elise Achtendung wird zur Mädchenschule Hl Kreuz in Aachen mit Wirkung
vom 1. November versetzt.
1. Dezember (Volkszählung).
Zur Bürgermeisterei Wollersheim gehören die Gemeinden Berg-Thuir,
Pissenheim und Wollersheim.
Die Gemeinde Wollersheim umfaßt das »Kirchdorf«, die Rentmühle und
Gödersheim. Von den 497 Einwohnern sind acht Juden.
Wohngebäude: 107
Postanstalt: Embken
Bahnhof: Vettweiß oder Zülpich
Steuerkasse: Froitzheim
12. Dezember. Der Kirchenvorstand ist noch unentschieden, ob die neue
Kirche im gotischen oder romanischen Stil erbaut werden soll. Einen
Bauplan will man erst erstellen, wenn die Höhe des zur Verfügung
stehenden Geldes bekannt ist.
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1876
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1.
September. Nach rund
einem halben Jahr scheidet die Lehrerin Ernestine Arendt, die an die
Mädchenschule zu Wollersheim berufen wurde, wieder aus dem Dienst aus.
Ihre Nachfolgerin ist Sybille Dahmen.
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1877
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31.
Mai. Die gesprungene
kleine Glocke wird in der Glockengießerei von A. Rodenkirchen in Deutz
umgegossen. Sie wiegt 818 Pfund oder 409 kg und kostet pro Pfund 1,30
Mark. Für die in Zahlung gegebene alte Glocke erhält die Pfarre 1,00
Mark pro Pfund.
Die Inschrift lautet:
St. Medardi Nominor campana denuo Fusa ab artifice A. Rodenkirchen
1877. Altissimum Laudo. Vivos Voco. Mortuos ploro Inscripsit Pastor W.
Wirtz.
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30.
November. Laut Gesetz
vom 20. Juni 1875 über die Vermögensverwaltung in den katholischen
Kirchengemeinden gibt es eine kirchliche Gemeindevertretung, die eine
gewisse Kontrollfunktion gegenüber dem Kirchenvorstand ausübt und in
der Regel den Beschlüssen zur Rechtswirksamkeit zustimmen muß.
Aus unserer Gemeinde sind dies die Herren: Franz Reuter, Vorsitzender
der Gemeindevertretung, Tollmann, Pütz, Marx, Breuer, Peetz und
Herhahn, Vorsitzender des Kirchenvorstandes.
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1878
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Erneutes
Erdbeben. In
Nideggen fallen weitere Teile der Burg ein.
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1879
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10.
September. Die
Postämter Embken, Hürtgen und Kreuzau nehmen als Telegrafenbüros den
Fernsprechverkehr auf.
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1883
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Eine
ungewöhnliche Hitze
herrscht seit einiger Zeit ohne Aussicht auf erquickenden Regen. Für
die Ernte hat man alle Hoffnung aufgegeben.
20. Juli. Der Kirchenvorstand bittet das Generalvikariat in Köln, um
den Pastoratsgarten eine Mauer ziehen zu dürfen.
Im September soll mit den Bauarbeiten begonnen werden.
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1884
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31.
Mai. Im Kreis Düren
kommen im laufenden Jahr Telegrafen-Anlagen zur Ausführung. In
Wollersheim wird eine »Telefon-Betriebsstelle mit Fernsprecherei«
eingerichtet. Das Vermittlungsamt ist in Embken.
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1885
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Im
Alter von 20 Jahren
tritt Johann-Josef Jansen (geb. 3. Februar 1865 in Birgden) seine erste
Lehrerstelle in Wollersheim an.
Sein Vorgänger war Ferdinand Rabbertz, der sich nach 45 Jahren
Schuldienst im Alter von 74 Jahren zur Ruhe gesetzt hat.
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1886
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1.
März. Der Hochaltar
brennt bis auf den Altarstein ab. Mit größter »Noth« wurden noch die
heiligen Gefäße gerettet.
20. August. Nach mehrmonatiger schwerer Krankheit und wiederholt mit
dem »heiligen Sterbesakrament « versehen, stirbt im Alter von 77
Jahren, mittags um 12 Uhr, Pfarrer Wilhelm Wirtz.
Pfarrer Wirtz hatte sein Amt 38 Jahre inne und war auch
Local-Schulinspector. Er hinterläßt ein Testament zu Gunsten der Armen
und wird
auf dem Wollersheimer Friedhof beigesetzt.
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1887
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4.
März. Friedrich Schulte
wird zum Pfarrer ernannt. Er übernimmt zwar schon am 15. März die
Pfarrstelle, kann aber infolge der Kulturkampfgesetze noch nicht
eingeführt werden.
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Totenzettel
1886
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Pfarrer
Friedrich Schulte † 1933
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1888 |
15.
Juni. Wilhelm II. wird
deutscher Kaiser, nachdem sein Onkel über neunzigjährig am 9. März
starb.
In der Zwischenzeit war Friedrich III., schon todkrank, für 99 Tage
deutscher Kaiser.
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21.
August. Rund 1½ Jahre
nach seiner Ernennung kann Pfarrer Schulte erst offiziell in sein Amt
eingeführt werden. Das Protokoll unterschreiben:
Dechant Klein, Nideggen, Arnold Meiß, Vorsitzender des Kirchenvorstands
und Engelbert Hoffsümmer als Kirchenrendant.
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18.
Dezember. Nach
längerem Leiden stirbt im Alter von noch nicht ganz 27 Jahren
»Bierbrauereibesitzer « Franz Wilhelm Cramer. Er hatte die Brauerei von
seinen Eltern, Johann Cramer und Maria Cramer geb. Stupp, übernommen.
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Totenzettel
1892
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1892
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14.
April. Im 81.
Lebensjahr stirbt der emeritierte Lehrer Ferdinand Rabbertz.
Lehrer Rabbertz – 1811 in Rickelraht, Kreis Erkelenz geboren – hat 45
Jahre den Schuldienst in Wollersheim versehen.
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Totenzettel
1892
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1893
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Von
dem Kreisausschuß des
Kreises Düren und unterschrieben vom Königlichen Landrath von
Breuning
erhält Johann Düster jr. zu Wollersheim am 21then März 1893 die
Erlaubnis, in dem Wohnhaus Nr. 62a eine Gastwirtschaft zu betreiben.
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Die
Gemeinde erhält
erstmals eine Wasserleitung. Der Kostenaufwand beträgt 28.000 Mark.
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1895
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Als
Bauplatz für die neue
Kirche erwirbt die Pfarrgemeinde eine Baumwiese von der »Civilgemeinde«
für 1.500 Mark.
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1896
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23.
Januar. Eintragung der
Gründung des Wollersheimer Spar- und Darlehnskassenvereins ins
Genossenschaftsregister.
Der Vorstand besteht aus den Herren:
Josef Eckstein, Hubert Heinen, Winand Maubach, Arnold Bertram und
Matthias Hoffsümmer (sen.)
Ein Geschäftsanteil beträgt 20 Mark.
8. Februar. Der Kirchenvorstand verpflichtet den Pfarrer Schulte, das
Matthiasfest in der gleichen feierlichen Form zu halten wie
Kreuzauffindung (große Kirmes).
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1897
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29.
August. Der
Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Wollersheim bittet um die
Erlaubnis, die alte Kirche in Wollersheim abbrechen zu dürfen. Die noch
brauchbaren Steine des Thurmes der alten, baufälligen Kirche sollen die
Kosten zur Grundsteinlegung der neuen Kirche vermindern.
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1899
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Am 3.
Februar nimmt die
Molkerei-Genossenschaft m.b.H. Vlatten – um 1898 gegründet – ihren
Molkereibetrieb auf. Aus den umliegenden Orten – auch aus Wollersheim –
bringt man jetzt täglich die Milch zur Verarbeitung nach Vlatten.
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Totenzettel
1897
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