Das bisher
älteste bekannte Zeugnis, das auf
menschliches Leben in unserem engeren Heimatraum hindeutet, ist eine
jungsteinzeitliche Pfeilspitze aus der Zeit von 4000–3000 v. Chr.,
die Katharina Clahsen aus Berg in der Bade am Fichelsberg, Gemarkung
Wollersheim, gefunden hat. Aus diesem einen Fund kann man natürlich
nicht schließen,
dass unsere Gegend schon damals eine geschlossene Besiedlung aufwies.
Viel
mehr könnte es so sein, dass ein Jäger und Sammler seine Waffe bei
einem
Jagdzug einbüßte.
Der Steinzeit folgte die Bronzezeit (etwa 1800–1500 v.
Chr.), an die sich die Eisenzeit anschließt. Aus diesem
Zeitabschnitt stammt ein weiterer Fund, und zwar ein Mahlstein in Form
eines
»Napoleonshutes«, der bei Gödersheim in der Gemarkung unseres Dorfes
gemacht wurde.
Schon
viele Jahrhunderte vor der christlichen Zeitrechnung
begann der unaufhaltsame Aufstieg des römischen Reiches. In ihren
Provinzen
bauten die Römer eine bis dahin nicht dagewesene Infrastruktur auf.
Dazu
gehörten feste Fernstraßen, Brücken, Kanäle und befestigte Heerlager.
Während
diese »Kastelle« u. a. durch den Zuzug der germanischen
Urbevölkerung zu größeren Gemeinwesen heranwuchsen, gab es auf dem
flachen
Lande noch keine geschlossene Dorfsiedlung. Hier herrschte das
Einzelgehöft
(Villa Rustika) vor. In ihm wurde neben dem Ackerbau oft noch ein
Gewerbe
betrieben. Diese Siedlungsform finden wir um etwa 150 n. Chr. im
näheren
Umkreis des heutigen Ortes Wollersheim. In einem Gebiet von rund 9 qkm
wurden bisher 10 solcher Hofanlagen lokalisiert.
Bei den Grabungen
an der Eisenstraße legte das Landesmuseum Bonn in den Jahren 1954/55 im
Badewald ein Herrenhaus, einen Getreidespeicher, zwei
Wirtschafts- gebäude, sowie
Grabanlagen frei. Diese gründlichen archäologischen Forschungen
brachten auch
einen weitläufigen römischen Erzbergbau zutage. Die uns als "Maare"
bekannten großen Tümpel im und um den Badewald sind nichts anderes als
römische Erzgruben, sogenannte "Pingen". Neben diesen Pingen wurden
auch die dazugehörigen Schmelzöfen gefunden.
Auf den vielfältig
strukturierten römischen Gutshöfen lebten nicht nur ca. 35 Landarbeiter
mit ihren Familien, sondern auch zahlreiche Bergleute und
"Eisenkocher" (Siehe Dr. Schäfer, Vlatten).
Die bei den Höfen im Badewald gefundenen römischen
Gräber geben Zeugnis über eine länger andauernde Besiedlung.

Karte der
römischen Wirtschaftsbetriebe bei Berg vor Nideggen, Kr. Düren,
mit
Einzeichnungen der Pingen und Erzverhüttungsöfen nach den Grabungen von
1955.
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Nach dem Untergang des mächtigen römischen Reiches
siedelten im Gebiet
des heutigen Rheinlandes kleinere germanische Stämme. Sie nannten sich
insgesamt Franken und dehnten sich von Ems, Lippe, Rhein und Mosel über
Maas und Schelde bis zur Somme aus. Um das Jahr 500 n. Chr. war so in
Westeuropa vom Atlantik bis zur Saale ein fränkisches Großreich
entstanden. Unter Chlodwig I. (R. 482 - 511) gewann das Reich seine
größte Ausdehnung und innere Stabilität. Er trat während der Schlacht
der Franken gegen die Alemannen im Jahr 496 n. Chr. zum Christentum
über. Um diesen Vorgang hat sich die bekannte Legende über die Schlacht
bei Zülpich gebildet. Als das Kriegsglück sich dem Gegner zuneigte soll
Chlodwig den Christengott angerufen haben. Er gab das Versprechen, im
Falle eines Sieges mit seinem ganzen Volk zum Christentum überzutreten.
Historisch verbürgt ist die Tatsache, dass Chlodwig drei
Tage nach der
Schlacht in Reims vom Bischof Remigius getauft wurde. Die Ortssage in
Wollersheim weiß zu berichten, dass während der Kämpfe die Gemahlin
Chlodwigs, Chlodhilde, in der Kirche zu Wollersheim gebetet habe.
Interessant sind in diesem Zusammenhang die Gemarkungs -
und Flurnamen
unserer Gegend wie Klotzacker, Klotzlinde, Klotzweg, Klotzberg. Die
Vorsilbe "Klotz" wird von Etymologen (Sprachforschern) auf Chlodwig
zurückgeführt.
Auf der Wollersheimer Heide gibt es die Gemarkung "Im
Martertal", die als der eigentliche Schlachtort angesehen wird. In den
umliegenden Dörfern finden wir dann noch Bezeichnungen wie "Im Streit",
"Im Unfrieden", "Kriegerweg", "Rittersgäßchen", "Auf dem König" oder
"Königstraße", die ebenfalls mit der Schlacht von 496 n. Chr. in
Zusammenhang gebracht werden.
Bis heute ist sich die Geschichtsforschung keineswegs
über die Lage des
Schlachtortes einig. Auffällig ist jedoch die Tatsache, dass der Boden
um Wollersheim sehr viele fränkische Grabanlagen bzw. Einzelgräber
freigegeben hat. So wurden im Jahre 1939 am Pützberg 40 Gräber
aufgedeckt. Leider musste man dabei feststellen, dass sie zum Teil
zerstört oder beraubt waren. Im Kalkboden hatten sie sich besonders gut
erhalten. Weitere Gräber wurden beim Bau der Landstraße
Embken-Wollersheim auf dem Lieberg gefunden. Die zum Teil reichlichen
Grabbeigaben, wie verschiedenartige Glasgefäße, helltonige Kännchen mit
Schulterwulst und Rädchenverzierung, bronzene, versilberte
Gürtelschnallen und Beschläge sowie Lanzenspitzen und die berühmten
Sacramasaxe (fränkische Kurzschwerter). Die Gräber waren mit
Sandsteinplatten eingefasst bzw. abgedeckt. Diese weisen in eine weiter
zurückliegende Zeit. Es sind zum Teil behauene Steine, die auch als
Matronensteine (Altarsteine römischer Muttergottheiten) bezeichnet
werden. Sie stammen aus der sogenannten gallo-römischen Epoche von der
Zeitwende bis zur fränkischen Landnahme. Ein am Pützberg gefundener
"Mutterstein" war der Göttin Veteraneis, ein anderer aus Gödersheim der
Stammesgöttin der Sunnuci geweiht.

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In unserem Gebiet wohnten damals die
Sunnuci, über die der römische Schriftsteller Tacitus berichtet.
Weitere Ausgrabungen förderten in den Jahren 1932/33 beim Bau der neuen
Wasserversorgung für Wollersheim im Quellgebiet des Neffelbaches sechs
Töpferöfen und einige sorgfältig aus behauenem Sandstein gebaute
Brunnen ans Tageslicht. Selbst der Name des Töpfers wurde festgestellt.
Er hieß Verecundus und hatte seinen Namen als Markenzeichen auf die
Töpferwaren geprägt.
Die fränkische Herrschaft erreichte in Europa
unter Karl dem Großen, der im Jahre 800 n. Chr. von Papst Leo III. in
Rom zum Kaiser gekrönt wurde, ihren Höhepunkt. Das Reich Karls erhielt
den Titel "Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation". Dieser Name
blieb bis zum Jahre 1806, als Napoleon durch den
Reichsdeputations- hauptschluss die Auflösung juristisch besiegelte,
erhalten.
Der Sage nach soll Wollersheim Ende des 7. Jahrhunderts
mit Embken und
Disternich wahrscheinlich im Besitz von Irmina gewesen sein. Irmina war
eine nahe Verwandte von Plektrudis, der Gattin Pippins. Von ihr wird
berichtet, dass sie das Dorf Berg bei Floisdorf dem Friesenapostel
Willibrord schenkte.
Irmina ist auch die Gründerin des Klosters St. Maria im
Kapitol zu Köln
Möglicherweise sind dadurch über den heiligen Willibrord die oben
genannten Dörfer an dieses Kloster gekommen. Mit der Zugehörigkeit von
Wollersheim zu St. Maria im Kapitol beginnt die mittelalterliche
Geschichte unseres Dorfes.
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